Direkt zum Hauptbereich

LIEBES RAV - DAS KANNST DU FÜR MICH TUN:

Arbeitslos. Aussichtslos. Allein mit einem Riesenproblem. Und mit einer tiefen persönlichen Krise. 
Viele jüngere, vor allem aber auch arbeitssuchende Menschen ab 50 fühlen sich so. 
Der beschämende Gang zum RAV, das Eingeständnis gegenüber Freunden und Familie, ein ordentlicher Knacks im Selbstbewusstsein, psychische Probleme und gesellschaftlicher Absturz sind die Folge - der Weg daraus oft nur noch mit sehr viel Glück, Eigeninitiative und Beharrlichkeit zu schaffen.
Auf die Unterstützung derer, die ihnen in dieser Krisensituation zur Seite stehen sollten, können sie dabei kaum zählen. 
Obwohl die Regionalen Arbeits-Vermittlungszentren gerne propagieren, dass bei Ihnen „die persönliche Beratung und Vermittlung“ von Arbeitssuchenden im Vordergrund steht, sind sie doch in Wahrheit nichts anderes als reine Verwaltungsstellen. Ihrer elementarsten Aufgabe gehen kaum oder gar nicht nach. Ist die Bereitstellung von Terminals oder der Zugang zu einem exklusiven Job-Room tatsächlich eine Vermittlungstätigkeit?
Durch meine Arbeit als Bewerbungshelfer kenne ich viele Betroffene, denen tatsächlich niemals eine Stelle durch ein RAV vermittelt wurde. Deren Mitarbeiter achten zwar streng darauf, dass man sich dreimal die Woche bewirbt und einmal im Monat zu einem "Beratungsgespräch" erscheint. Ansonsten drohen empfindliche Strafen.
Mehr tun sie nicht. Kein Wunder bei bis zu 120 Arbeitslosen, die ein einzelner RAV-Berater zu betreuen hat. 
Irgendwas muss sich also im Sinne der Menschen ändern, die arbeitslos sind und sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden. 
Beispielsweise, dass das Personal aufgestockt und jedes RAV um eine zusätzliche Abteilung erweitert wird, die die einzige Aufgabe hat, Stellensuchende bei Unternehmen ins Gespräch zu bringen. 
Beispielsweise, dass man sich dort verstärkt für die kritische Altersgruppe Ü50 einsetzt, anstelle diese erst nach Monaten zu „Wer bin ich und wie bewerbe ich mich“-Kursen einzuladen, die nicht einmal den besten Ruf haben, dafür aber eine Menge kosten. 
Beispielweise, dass sich die Verantwortlichen auf kantonaler und regionaler Ebene fragen, warum die RAV ein derart schlechtes Image haben und sich Arbeitssuchende oft - und zu Recht - von oben herab behandelt fühlen. 
Beispielsweise, dass sich jeder RAV-Betreuer mehr Zeit für einen Arbeitsuchenden nehmen kann, um ihn individuell bei seinen Bewerbungsaktivitäten zu begleiten oder für ihn nach passenden beruflichen Alternativen zu schauen. 
Es stimmt: Arbeitslose sind dazu verpflichtet, sich zu bewerben und sollten das auch tun. 
Aus meiner Sicht ist es dennoch höchste Zeit für ein strukturelles Umdenken und die Erkenntnis bei den RAV-Verantwortlichen, dass nicht jeder Mensch dazu fähig ist, sich selbst neu auszurichten, angemessen zu bewerben oder zum Telefon zu greifen, um sich bei einem Unternehmen vorzustellen. Auch nach einem Kurs nicht.

Er/Sie braucht aktive Unterstützung und das Gefühl, dass da jemand ist, der ihm/ihr in einer ganz schwierigen Lebensphase weiterhilft.

Vielleicht weicht die Ratlosigkeit dann neuem Mut, füllt den Tag wieder mit Inhalt und dem Ehrgeiz, sich aus dieser bedrückenden Situation zu befreien.

Guido Danek


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

HOME SWEET HOME

In den letzten Wochen haben viele Menschen und Unternehmen das Homeoffice für sich entdeckt.  Viele Arbeits- und Wirtschaftsgurus - ich ebenfalls  J  - sagen deshalb voraus, dass es nach Corona noch weitaus mehr Möglichkeiten für flexible Arbeitsformen geben wird.  Tatsache ist, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Homeoffice und den Verbliebenen in der Firma funktioniert.  Homeoffice ist wirtschaftlich und spart neben Büroraum Zeit und Fahrtwege. Zudem werden Mitarbeiter seltener krank. Physische Kontakte kommen zwar deutlich zu kurz, dafür ist die Kommunikation am Bildschirm oder Telefon vielleicht besser und intensiver denn je. Arbeitsprozesse funktionieren offensichtlich auch schlanker, was zu deutlichen Veränderungen und neuen Möglichkeiten der Zusammenarbeit führen wird. Hotels und Firmen haben das bereits vor Corona erkannt und vermieten Räume, die als Büro bzw. für Meetings genutzt werden können.  Wenn Sie im Homeoffice tätig sind, nehmen sowohl Ihre

INITIATIVBEWERBUNG. BLINDBEWERBUNG.

Wussten Sie, dass nur ein Bruchteil aller freien Stellen auf Jobbörsen oder in Tageszeitungen erscheint? Der Rest wird auf dem verdeckten Arbeitsmarkt gehandelt, quasi „unter der Hand“, über Netzwerke oder persönliche Empfehlungen besetzt, also nicht über öffentliche Ausschreibungen, sondern per Vitamin B etc. Pech für alle, die keine guten Beziehungen haben? Nicht ganz. Schliesslich gibt es ja noch die  Intitiativbewerbung  und  Blindbewerbung .  Die  Initiativbewerbung  unterscheidet sich von der  Blindbewerbung  darin, dass man die verantwortliche Person (Personaler, Firmenchef) persönlich und direkt anschreibt. Bei der Blindbewerbung ist diese Person unbekannt, die Anrede deshalb nur förmlich.  Bei beiden Inititativen sind Sie in der Regel der einzige Bewerber und damit klar im Vorteil. Wenn der passende Zeitpunkt getroffen wird. Ratsam ist es, der Bewerbung einen  Lebenslauf , ein Anschreiben bzw.  Motivationsschreiben  und die wichtigsten Zeugnisse und

ÜBERNIMMT EIN ROBOTER MEINEN JOB? HIER ERFÄHRST DU ES.

Werde ich künftig durch ein Programm oder einen Roboter ersetzt?  Diese Frage, die sich immer mehr Berufstätige stellen (sollten), hat durchaus Berechtigung, denn:  Schon heute werden auf Kosten der Arbeitnehmer/Innen viele Berufe wegrationalisiert oder zusammengelegt, wobei in erster Linie natürlich wirtschaftliche Aspekte, dann aber auch der schnelle technische Fortschritt, die Digitalisierung oder Veränderungen am Arbeitsplatz eine grosse Rolle spielen. Niemand kann zudem genau sagen, wie es mit den jungen Leuten weitergeht, die jetzt ins Berufsleben oder in ein Studium einsteigen und die womöglich noch vierzig oder mehr Berufsjahre vor sich haben.  Die Entscheidung, für welchen (zukunftsfähigen) Beruf ich mich entscheide ist also ganz elementar wichtig und von grosser Tragweite.  Für Alle, die gerne wissen möchten, ob Ihr Job künftig von einem Roboter übernommen wird hat das seriöse Deutsche Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung einen Job-Futuromat ( https:/